Phasen der Kompetenzwahrnehmung: Ein Leitfaden für Führungskräfte

Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum das Erlernen neuer Fähigkeiten manchmal so herausfordernd ist? Die Antwort liegt oft in den verschiedenen Phasen der Kompetenzwahrnehmung. Diese Phasen beschreiben, wie wir uns von völliger Unkenntnis zu routinierter Meisterschaft entwickeln. In diesem Artikel erklären wir diese Phasen und wie Sie sie in Ihrem beruflichen Alltag erkennen und nutzen können.

Unbewusste Inkompetenz

In der Phase der unbewussten Inkompetenz sind Ihnen die Möglichkeiten, Fähigkeiten und Lernfelder unbekannt. In diesem Zustand wissen Sie nicht, dass es etwas gibt, das Sie nicht wissen. Da das Unbekannte und Vorbewusste für Sie nicht zugänglich sind, fühlen Sie sich nicht inkompetent.

Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie haben noch nie etwas von einer bestimmten Software gehört, die in Ihrem Berufsfeld wichtig ist. Da Sie nicht wissen, dass diese Software existiert, können Sie sich nicht bewusst sein, dass Ihnen diese Fähigkeit fehlt.

Bewusste Inkompetenz

In der Phase der bewussten Inkompetenz erkennen Sie ein Lernfeld, ein Problem oder einen bestimmten Kontext. Sie vergleichen die erforderlichen und die vorhandenen Kompetenzen und bemerken eine erhebliche Differenz. Diese Differenz erleben Sie als bewusste Inkompetenz.

Beispiel: Sie erkennen, dass Sie für Ihren Beruf Fahrkenntnisse benötigen, haben aber noch nie eine Fahrschule besucht. Sie wissen, dass Sie nicht fahren können und dass Sie diese Fähigkeit erlernen müssen.

Bewusste Kompetenz

Die Phase der bewussten Kompetenz erreichen Sie, wenn Sie die Differenz zwischen den erforderlichen und den vorhandenen Fähigkeiten überwunden haben. Das Lernfeld oder der Kontext sind Ihnen bekannt, und Sie beherrschen diese Fähigkeiten, auch wenn es noch bewusster Konzentration bedarf.

Beispiel: Sie haben gerade Ihre Führerscheinprüfung bestanden. Sie können jetzt Auto fahren, müssen sich aber noch stark auf den Verkehr und das Fahren konzentrieren.

In dieser Phase ist eine Unterscheidung wichtig:

Subjektive Kompetenz: Sie glauben, dass Sie kompetent sind, aber das kann gelegentlich zu inadäquatem Verhalten führen. Ein Beispiel ist eine Führungskraft, die von sich überzeugt ist, keine Fehler zu machen, während sie tatsächlich Fehler macht, die sie nicht wahrnimmt.

Evaluierte Kompetenz: Diese Kompetenz wird nicht nur subjektiv angenommen, sondern kann auch durch Fremd- und Selbstbeobachtung bestätigt werden. Ihre Fähigkeiten werden objektiv bewertet und als ausreichend befunden.

Unbewusste Kompetenz

In der Phase der unbewussten Kompetenz erbringen Sie adäquates Verhalten „automatisch“. Sie haben die Fähigkeit so weit gemeistert, dass Sie sie ausführen können, ohne bewusst darüber nachzudenken.

Beispiel: Nach Jahren des Fahrens sind Sie in der Lage, routiniert Auto zu fahren, während Sie sich gleichzeitig auf andere Themen konzentrieren können.

Fazit

Die Phasen der Kompetenzwahrnehmung sind ein wertvolles Modell, das Ihnen hilft, den Lernprozess besser zu verstehen und zu steuern. Indem Sie erkennen, in welcher Phase Sie oder Ihre Mitarbeiter sich befinden, können Sie gezielt Maßnahmen ergreifen, um den Übergang zur nächsten Phase zu unterstützen. Nutzen Sie dieses Wissen, um Lernprozesse effektiver zu gestalten und die Entwicklung von Fähigkeiten in Ihrem Team zu fördern.

Autor: Richard Walz – Psychologischer Berater

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