Die hedonistische Tretmühle: Warum uns Erfolge und Errungenschaften nicht dauerhaft glücklich machen

In unserer modernen Gesellschaft streben viele Menschen nach Erfolg und materiellen Errungenschaften in der Hoffnung, dadurch dauerhaftes Glück und Zufriedenheit zu erlangen. Doch oft stellt sich heraus, dass dieses Glück nur von kurzer Dauer ist. Dieses Phänomen wird als „hedonistische Tretmühle“ bezeichnet, ein psychologisches Konzept, das erklärt, warum wir trotz fortwährender Erfolge und Errungenschaften nicht dauerhaft zufrieden sind.

Was ist die hedonistische Tretmühle?

Die hedonistische Tretmühle beschreibt die Tendenz von Menschen, nach positiven Veränderungen – wie einem neuen Job, einem höheren Gehalt, einer neuen Beziehung oder dem Kauf eines Luxusguts – schnell wieder zu ihrem ursprünglichen Glücksniveau zurückzukehren. Ähnlich wie bei einer Tretmühle, auf der man läuft, aber nie wirklich vorankommt, streben wir ständig nach mehr, erleben kurzfristige Glücksgefühle, kehren aber letztlich immer wieder zu einem Baseline-Zustand des Glücks zurück.

Warum erleben wir die hedonistische Tretmühle?

Mehrere Faktoren tragen dazu bei, dass wir trotz fortwährender Erfolge nicht dauerhaft glücklicher werden:

  1. Adaptation: Menschen gewöhnen sich schnell an neue Situationen und Errungenschaften. Dieser Anpassungsprozess bedeutet, dass das anfängliche Glücksgefühl nachlässt, sobald die Neuheit der Situation verblasst.
  2. Vergleich: Wir neigen dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Wenn wir jemanden sehen, der mehr hat oder erfolgreicher ist, mindert dies unsere eigene Zufriedenheit, selbst wenn wir objektiv betrachtet erfolgreich sind.
  3. Steigende Erwartungen: Mit jedem Erfolg steigen unsere Erwartungen. Was uns einmal glücklich gemacht hat, wird zur Norm, und wir setzen unsere Ziele immer höher. Dieses Streben nach immer mehr führt zu einem ständigen Kreislauf der Unzufriedenheit.

Auswirkungen der hedonistischen Tretmühle

Die hedonistische Tretmühle kann tiefgreifende Auswirkungen auf unser Leben haben:

  1. Chronische Unzufriedenheit: Da wir nie das Gefühl haben, „genug“ erreicht zu haben, können wir in einem Zustand chronischer Unzufriedenheit verharren. Dies kann unsere mentale Gesundheit und unser allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen.
  2. Materialismus und Konsum: Das ständige Streben nach mehr kann zu übermäßigem Konsum und Materialismus führen. Wir glauben, dass der nächste Kauf oder die nächste Errungenschaft uns glücklich machen wird, was oft nicht der Fall ist.
  3. Vernachlässigung innerer Werte: Während wir nach äußeren Erfolgen streben, können wir leicht die Bedeutung innerer Werte wie Beziehungen, persönliche Entwicklung und Sinnhaftigkeit übersehen, die tatsächlich langfristiges Glück fördern.

Wege, der hedonistischen Tretmühle zu entkommen

Obwohl die hedonistische Tretmühle ein weit verbreitetes Phänomen ist, gibt es Strategien, um diesem Kreislauf zu entkommen und nachhaltiges Glück zu finden:

  1. Dankbarkeit kultivieren: Regelmäßige Praxis der Dankbarkeit kann helfen, unsere Wahrnehmung zu verändern und die positiven Aspekte unseres Lebens mehr zu schätzen. Dies kann unser allgemeines Glücksniveau erhöhen.
  2. Erlebnisse statt Dinge: Studien haben gezeigt, dass Erlebnisse uns tendenziell glücklicher machen als materielle Güter. Investitionen in Reisen, Hobbys und gemeinsame Aktivitäten schaffen bleibende Erinnerungen und Zufriedenheit.
  3. Achtsamkeit und Meditation: Achtsamkeitspraktiken und Meditation können uns helfen, im Moment zu leben und Zufriedenheit in der Gegenwart zu finden, anstatt ständig nach dem nächsten großen Erfolg zu streben.
  4. Sinnvolle Ziele setzen: Statt ausschließlich nach äußeren Erfolgen zu streben, sollten wir uns auf sinnvolle und persönlich erfüllende Ziele konzentrieren. Diese können langfristig mehr Zufriedenheit bringen.
  5. Beziehungen pflegen: Soziale Beziehungen und ein starkes Netzwerk von Freunden und Familie sind entscheidend für unser Wohlbefinden. Zeit und Energie in unsere Beziehungen zu investieren, kann unser Glück nachhaltig steigern.

Ein Beispiel der hedonistischen Tretmühle

Ein Beispiel zur Veranschaulichung: Ein Angestellter erhält nach harter Arbeit eine Beförderung und ein höheres Gehalt. Anfangs ist er überglücklich und genießt die neuen Möglichkeiten. Nach einigen Monaten jedoch, gewöhnt er sich an den neuen Lebensstil. Er bemerkt, dass die Freude abnimmt und beginnt, sich mit Kollegen zu vergleichen, die noch höher in der Hierarchie stehen. Das anfängliche Glücksgefühl weicht der Unzufriedenheit und dem Wunsch nach der nächsten Beförderung.

Fazit

Die hedonistische Tretmühle zeigt, dass dauerhafte Zufriedenheit nicht allein durch äußere Erfolge und materielle Güter erreicht werden kann. Um wirklich glücklich zu sein, müssen wir unseren Fokus auf die inneren Werte und das gegenwärtige Leben richten. Dankbarkeit, bedeutungsvolle Erlebnisse, Achtsamkeit und starke Beziehungen sind Schlüssel, um aus dem endlosen Streben nach mehr auszubrechen und echtes, langfristiges Glück zu finden. Indem wir diese Prinzipien in unser Leben integrieren, können wir den Kreislauf der hedonistischen Tretmühle durchbrechen und eine tiefere, nachhaltigere Form der Zufriedenheit erreichen.

Autor: Richard Walz – Psychologischer Berater 

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