Prokrastination: Warum wir aufschieben und wie wir es überwinden können

Lesezeit: 2:29 Minuten

Das Phänomen der Prokrastination, also das Aufschieben von Aufgaben, die erledigt werden sollten, ist vielen von uns nur allzu vertraut. Wer hat nicht schon einmal eine wichtige Aufgabe vor sich hergeschoben, um stattdessen eine Folge seiner Lieblingsserie zu schauen oder die Wohnung zu putzen? Doch warum neigen wir dazu, Dinge aufzuschieben, und wie können wir dieses Verhalten überwinden? In diesem Artikel beleuchten wir die Hintergründe der Prokrastination und geben praktische Tipps, wie man dagegen ankämpfen kann.

Was ist Prokrastination?

Prokrastination bezeichnet das wiederholte und unnötige Aufschieben von Aufgaben, obwohl uns bewusst ist, dass dies negative Konsequenzen haben kann. Dies kann in verschiedenen Lebensbereichen vorkommen, sei es im Studium, im Beruf oder im Privatleben. Typischerweise sind die Aufgaben, die aufgeschoben werden, als unangenehm, langweilig oder stressig empfunden.

Die psychologischen Hintergründe der Prokrastination

Die Gründe für Prokrastination sind vielfältig und oft tief in unserer Psyche verankert. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  1. Angst vor Versagen: Viele Menschen schieben Aufgaben auf, weil sie Angst haben, nicht erfolgreich zu sein. Diese Angst kann so überwältigend sein, dass es einfacher erscheint, die Aufgabe zu vermeiden, anstatt sich dem möglichen Scheitern zu stellen.
  2. Perfektionismus: Ein hoher Perfektionsanspruch kann ebenfalls zu Prokrastination führen. Wenn man glaubt, dass nur eine perfekte Ausführung akzeptabel ist, kann die Angst, diese Perfektion nicht zu erreichen, dazu führen, dass man gar nicht erst anfängt.
  3. Mangelnde Selbstregulation: Prokrastination kann auch aus einem Mangel an Selbstdisziplin und Selbstkontrolle resultieren. Dies bedeutet, dass man Schwierigkeiten hat, kurzfristige Versuchungen zu widerstehen und sich auf langfristige Ziele zu konzentrieren.
  4. Unklare Ziele: Wenn die Aufgabenstellung unklar ist oder man nicht genau weiß, wie man beginnen soll, kann dies zu Prokrastination führen. Unklare Ziele machen es schwierig, sich zu motivieren und anzufangen.

Wie man Prokrastination überwinden kann

Es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, Prokrastination zu überwinden und die Aufgaben rechtzeitig zu erledigen. Hier sind einige praktische Tipps:

  1. Setzen Sie klare und erreichbare Ziele: Es ist wichtig, klare und spezifische Ziele zu setzen. Anstatt sich vorzunehmen, „an der Arbeit zu schreiben“, könnte man sich das Ziel setzen, „zwei Seiten der Arbeit bis zum Abend zu schreiben“.
  2. Zerlegen Sie große Aufgaben in kleinere Schritte: Große Projekte können überwältigend wirken. Indem man sie in kleinere, handhabbare Schritte unterteilt, wird die Aufgabe weniger einschüchternd und leichter zu bewältigen.
  3. Erstellen Sie einen Zeitplan: Ein detaillierter Zeitplan kann helfen, die Aufgaben überschaubarer zu machen und regelmäßige Fortschritte zu erzielen. Nutzen Sie Kalender oder To-Do-Listen, um sich selbst zu organisieren.
  4. Belohnen Sie sich selbst: Kleine Belohnungen können eine große Motivation sein. Gönnen Sie sich eine Pause oder etwas, das Ihnen Freude bereitet, nachdem Sie eine Aufgabe abgeschlossen haben.
  5. Minimieren Sie Ablenkungen: Identifizieren Sie potenzielle Ablenkungen und versuchen Sie, diese zu minimieren. Dies könnte bedeuten, das Smartphone auf stumm zu schalten oder einen ruhigen Arbeitsplatz aufzusuchen.
  6. Suchen Sie Unterstützung: Manchmal kann es hilfreich sein, Unterstützung von Freunden, Familie oder Kollegen zu suchen. Sie können helfen, verantwortlich zu bleiben und motiviert zu bleiben.

Die langfristigen Vorteile der Überwindung von Prokrastination

Das Überwinden von Prokrastination hat nicht nur kurzfristige Vorteile wie das rechtzeitige Erledigen von Aufgaben. Langfristig gesehen kann es zu einer besseren psychischen Gesundheit und einem gesteigerten Selbstwertgefühl führen. Wenn man seine Ziele erreicht und produktiver wird, steigt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Zudem kann es den Stress reduzieren, der oft mit aufgeschobenen Aufgaben einhergeht.

Fazit

Prokrastination ist ein weit verbreitetes Verhalten, das viele von uns betrifft. Es ist wichtig zu verstehen, dass es tief verwurzelte psychologische Ursachen haben kann, aber es gibt zahlreiche Strategien, die helfen können, dieses Verhalten zu überwinden. Indem man klare Ziele setzt, Aufgaben in kleinere Schritte unterteilt, Ablenkungen minimiert und sich selbst belohnt, kann man produktiver werden und langfristig von einem gesteigerten Selbstwertgefühl und weniger Stress profitieren. Jeder kleine Schritt in Richtung einer besseren Selbstregulation kann einen großen Unterschied machen.

Autor: Richard Walz – Buchautor und Psychologischer Berater

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